Rückschau

SECRET SIGNS

ZEITGENÖSSISCHE CHINESISCHE KUNST IM NAMEN DER SCHRIFT

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Sammlung Falckenberg 8. November 2014 — 8. Februar 2015

Im Rahmen von CHINA TIME HAMBURG 2014 zeigen die Deichtorhallen vom 8. November 2014 bis 8. Februar 2015 in der Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg ein Ausstellungsprojekt zum Thema der Schrift in der chinesischen zeitgenössischen Kunst in Kooperation mit dem Museum M+ in Hongkong und der dort in Teilen beherbergten Sammlung Sigg. Die Schrift steht in China für die Kultur dieses Landes. Das über Jahrtausende unverändert bestehende Schriftsystem Chinas ist ein einmaliges Phänomen in der Kulturgeschichte der Menschheit.

Die vom Deichtorhallen Intendanten Dirk Luckow zusammengestellte Ausstellung vereint zwei- und dreidimensionale Werke in verschiedenen Medien: Schriftkunst, Fotografie, Videos, Installationen und Objekte. Sie beginnt mit Werken aus den 1980er Jahren und reicht bis zu künstlerischen Werken, die speziell für diese Ausstellung konzipiert wurden wie beispielsweise von Ai Weiwei. Weitere namhafte Künstler der Ausstellung sind Gu Wenda, Xu Bing, Qiu Zhijie, Zhang Huan, Wu Shanzhuan; insgesamt werden Arbeiten von 38 Künstlern präsentiert.

Die im 3. Jahrhundert v. Chr. eingeführte Schrift in standardisierter Form war in China der Schlüssel für gesellschaftliche Macht. Sie demonstrierte Autorität und sozialen Status und symbolisierte kulturelle Tradition und Elite. Mao Zedongs Schriftreform von 1956 stellt den großen Einschnitt innerhalb dieser kulturellen Konstante Chinas dar. Unter Mao begann erstmalig eine Popularisierung des Mediums. Kalligraphie verlor ihren Monopol-Status nur von Gelehrten beherrscht zu werden. Weithin sichtbare Slogans in vereinfachten Schriftzeichen stellen nun erstmalig eine neue Waffe und ein Mittel der Propaganda dar. Öffentliche Kalligraphie in Form der großen Zeichen-Poster erlebte ihren Höhepunkt während der Kulturrevolution (1966-76).

Die Diskussion um Tradition und Moderne war und ist für mehr als ein Jahrhundert eine zentrale Debatte in der chinesischen Kunstwelt. Die Avantgarde-Bewegung der 1980er Jahre wollte sich radikal von allen akademischen Bürden sowie von den Vorgaben des Sozialistischen Realismus befreien. Die zeitgenössische chinesische Kunst befasst sich seitdem äußerst facettenreich mit Themen wie der Dekonstruktion von Schrift (Anti-Kalligraphie), der Kommerzialisierung und Trivialisierung der Schrift als Medium der Massenkultur sowie mit der Frage nach dem individuellen Ausdruck angesichts der reichen und langen historischen Praxis für das Erlernen der Schriftkunst. Eine weitere Annäherung an das Thema stellen jene Arbeiten dar, die unter Zuhilfenahme neuer Medien das Spontane und Intuitive des Schreibprozesses darstellen.

Die Ausstellung erscheint vor dem zeithistorischen Hintergrund einer Neubewertung der traditionellen, chinesischen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts besonders aktuell. Hinter dieser Entwicklung mag eine Reaktion auf das zunehmend globalisierte China stecken, das im Begriff ist seine kulturellen Wurzeln, zu der insbesondere die Kalligraphie zählt, zu verlieren. Vor solchen wichtigen aktuellen Diskursen bewegt sich die Ausstellung in der Sammlung Falckenberg, die nach der Bedeutung der Kalligraphie in der modernen Gegenwartskunst Chinas fragt

Künstler*innen
Ai Weiwei, Chen Guangwu, Chen Zaiyan, Dai Guangyu, Ding Yi, Dong Xiaoming , Feng Mengbo, Gu Wenda, He Sen, Hong Hao, Jia, Jin Feng, Jin Jiangbo, Li Xi, Li Zhenwei, Lu Hao, Lu Qing, Ma Ke, Mao Tongqiang, Qiu Shihua, Qiu Zhijie, Shan Fan, Shao Fan, Tian Wie, Tsang Kin-Wah, Utopia Group, Wang Qingsong, Wu Shanzhuan , Xiao Yu, Xu Bing, Xue Song, Yangjiang Group, Yang Xinguang, Yuan Gong, Zhang Fan, Zhang Huan, Zhang Wie, Zhou Tiehai

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Video Teaser

Video Katalog

Video Interview mit Uli Sigg

Galerie

Katalog

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher, reich bebilderter Katalog im Snoeck Verlag, u.a. mit Texten von Hu Mingyuan, Lesley Ma, einem Interview mit dem Sammler Uli Sigg sowie Kurzinterviews mit verschiedenen Künstlern der Ausstellung. Buchhandelspreis 48 Euro