Sammlungen

Mit der Sammlung F.C. Gundlach und der Sammlung Falckenberg stehen den Deichtorhallen Hamburg zwei der größten Privatsammlungen Deutschlands als Dauerleihgabe zur Verfügung. Sie bilden die Grundlage für zwei der drei Ausstellungshäuser der Deichtorhallen: das Haus der Photographie mit dem Bestand der Sammlung F.C. Gundlach und die Sammlung Falckenberg in den Phoenix-Hallen in Hamburg-Harburg. 

Aufgabe der Deichtorhallen ist es, diese bedeutenden Sammlungen nach dem Tod ihrer Gründer F.C. Gundlach (1926–2021) und Harald Falckenberg (1943–2023) zu bewahren und lebendig zu halten, indem sie diese Sammlungen in ihrer Vielfalt und Tiefe – zum Teil ergänzt durch weitere Leihgaben anderer Künstler*innen und Institutionen – einem breiten Publikum zugänglich machen und unter stets neuen Gesichtspunkten zeitgemäß präsentieren.

Sammlung F.C. Gundlach

Die Sammlung F.C. Gundlach umfasst etwa 17.000 Exponate und zählt zu den bedeutendsten privaten fotografischen Sammlungen in Deutschland. Knapp 9000 Arbeiten zum Sammlungsschwerpunkt »Das Bild des Menschen in der Photographie« hat F.C. Gundlach 2006 in Form einer Dauerleihgabe 2006 an das Haus der Photographie gegeben. Diese Dauerleihgabe wird aktuell um rund 5.000 Arbeiten erweitert.

In ihrer breiten Themenlandschaft und technischen Vielfalt – von den frühsten fotografischen Verfahren wie Daguerreotypie und Kalotypie über Silbergelatineabzüge und Platin-Palladium-Prints bis hin zu Color- und digitalen Prints – ist die Sammlung F.C. Gundlach extrem variantenreich. Dieser Schatz an unterschiedlichen Künstler*innen, Perspektiven, Themen und Zeiten eröffnet einen unermesslichen Fundus an möglichen Ausstellungsaktivitäten.

Schätze und Ikonen der Fotografie-Geschichte: Von der Mode zum menschlichen Körper

Zu den ältesten Arbeiten der Sammlung gehören – neben zum Teil handkolorierten Daguerreotypien aus der Anfangszeit der Fotografie ab 1839 – die Kalotypien des schottischen Malers David Octavius Hill und seines Technikers Robert Adamson aus den frühen 1840er Jahren. Julia Margaret Cameron ist mit ihren intensiven ausdrucksstarken Porträts aus den 1860er Jahren vertreten, für die sie das nasse Kollodiumverfahren benutzte, Adolphe Eugène Disderi mit in den 1870er und 1880er Jahren entstandenen Porträts im Carte-de-Visite-Format.

Von der Street Photography zur Kunstfotografie

Ein weiteres umfangreiches Konvolut der Sammlung ist Street Photography: Lee Friedlander, Merry Alpern, Diane Arbus, Wolfgang Krolow und Rudi Meisel gehören ebenfalls dazu wie Martin Parr mit seinen farbintensiven Arbeiten, Bruce Gilden mit seinen unvermittelten Aufnahmen von Passanten oder Leon Levinstein, der die ihn umgebenden Menschen in fragmentarischen Ansichten festhielt. In erster Linie dokumentarisch definieren sich hingegen die Fotograf*innen Barbara Klemm, Rolf Gillhausen, Robert Frank, Sebastião Salgado, Antanas Sutkus oder Evgeny Mokhorew.

F.C. GUNDLACH

F.C. Gundlach (1926–2021) war Fotograf, Galerist, Sammler, Kurator und Stifter. Im September 2003 gründete er das Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg. 2006 stellt er diesem knapp 9000 Werke aus seiner Sammlung als Dauerleihgabe zur Verfügung. Viele von F.C. Gundlachs eigenen Fotografien in den Bereichen Mode und Porträt sind selbst zu Ikonen geworden und haben ihren Weg in Museen und Sammlungen gefunden. Im Jahr 2000 gründete er die Stiftung F.C. Gundlach. Zweck der Stiftung ist die Förderung der Fotografie als künstlerisch und gesellschaftlich bedeutendes Kulturgut.

Lesen Sie hier unseren Nachruf auf F.C. Gundlach, der am 23. Juli 2021 im Alter von 95 Jahren in Hamburg verstarb.

Sammlung Falckenberg

Die Sammlung Falckenberg umfasst mehr als 2.200 Werke von 450 Künstler*innen. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Kunst der Counter Culture, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Aufstand gegen die Eliten und das Kunstestablishment insbesondere in den USA und Deutschland entstanden ist.

Die Sammlung ist international mehrfach ausgezeichnet und von dem einflussreichen New Yorker Magazin ARTnews unter die besten 200 Sammlungen der Welt gewählt worden. Die Sammlung setzt Akzente auf Querdenker und Außenseiter des Kunstbetriebs, die mit subversiven, oft genug ironischen bis hin zu sarkastisch-zynischen Betrachtungsweisen die traditionellen Vorstellungen einer Repräsentationskunst des Guten, Wahren und Schönen unterlaufen.

Ein früher Sammlungsschwerpunkt bilden Arbeiten der späten 70er und 80er Jahre mit Künstler*innen wie Werner Büttner, Martin Kippenberger, Jürgen Klauke, Astrid Klein, Albert Oehlen und Franz West, denen Werke US-amerikanischer Künstler derselben Generation wie Vito Acconci, John Baldessari, Paul McCarthy und Richard Prince gegenübergestellt sind. In einem Schritt zurück wurden diese Positionen durch Arbeiten der vorangegangenen Generation progressiver internationaler Künstler*innen wie Hanne Darboven, Öyvind Fahlström, Dieter Roth und Paul Thek ergänzt. Erst in einem dritten Sammlungsabschnitt ist der Bezug zu den jüngeren Positionen der Gegenwartskunst aufgenommen wurden.

Harald Falckenberg

Harald Falckenberg (1943–2023) war Jurist, Unternehmer, Inhaber des angesehenen Verlags für Kunsttheorie Philo Fine Arts und Autor zahlreicher Publikationen zur Kunst. Er hat seine ab 1994 aufgebaute Kunstsammlung erst in einem Gebäude unmittelbar am Flughafen ausgestellt. 2001 ist die Sammlung in die Phoenix-Hallen in Harburg umgezogen. Das Gebäude hat Harald Falckenberg 2007 erworben und 2011 zusammen mit seiner Sammlung den Deichtorhallen als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

Lesen Sie hier unseren Nachruf auf Harald Falckenberg, der am 6. November 2023 in Hamburg im Alter von 80 Jahren verstarb.