Über die Deichtorhallen Hamburg

Die Deichtorhallen Hamburg widmen sich der zeitgenössischen Kunst und der Fotografie. Mit ihren drei Häusern – Halle für aktuelle Kunst, Haus der Photographie und Sammlung Falckenberg – an zwei Standorten und einer Ausstellungsfläche von 10.000 qm sind sie eines der größten Ausstellungshäuser dieser Art in Europa.

Die Ausstellungen in den Deichtorhallen bilden die unmittelbare Gegenwart ab, überschreiten dabei Grenzen und Genres. Im Zusammenspiel mit der außergewöhnlichen Architektur der drei Ausstellungshäuser entstehen spektakuläre Ausstellungen auf hohem Niveau, die oftmals in Kooperation mit internationalen Museen umgesetzt werden.

Direkt am Wasser und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kreativquartier Oberhafen, zur Speicherstadt und zur HafenCity mit der Elbphilharmonie: Sehenswürdig sind die Deichtorhallen Hamburg in vielerlei Hinsicht. Sie sind Architekturdenkmal und ein wichtiges Zeugnis Hamburger Geschichte. Sie sind fester Bestandteil der Hamburger Kunstmeile, ein Zusammenschluss der sechs renommierten Kunsthäuser im Zentrum Hamburgs. Mit dem Restaurant »Berliner Bahnhof« sind sie ein lebendiger Treffpunkt für Hamburger*innen ebenso wie für internationale Gäste.

Deichtormarkt mit Deichtorhallen, Luftbild von 1930. © Staatsarchiv Hamburg

Geschichte

Die Deichtorhallen stehen auf geschichtsträchtigen Boden. Ursprünglich lag dort der Berliner Bahnhof – das Gegenstück zum Hamburger Bahnhof in Berlin. Doch mit dem Neubau des Hauptbahnhofs entstand ab 1906 auf dem Gelände der Deichtormarkt. Zunächst nur provisorisch überdacht, begann ab 1911 der Bau der festen Hallen, die heute den Raum für internationale Großausstellungen bieten.

Trotz der großen Fläche erwiesen sich die Markthallen für die schnell wachsende Stadt Hamburg bald als nicht ausreichend. Nach dem Umzug des Großmarktes wurden die Deichtorhallen von 1963 bis 1984 noch als Blumengroßmarkt genutzt. Doch seitdem waren sie dem schleichenden Verfall preisgegeben.

Schließlich sicherte der Hamburger Industrielle Kurt A. Körber ihren Erhalt. Die Körber-Stiftung übernahm die Kosten für die Restaurierung und übergab die restaurierten Hallen der Stadt Hamburg 1988 anlässlich ihres 800. Hafengeburtstages. Seitdem werden sie von der Deichtorhallen Hamburg GmbH betrieben – mit dem Zweck die bildende Kunst insbesondere des 20. und 21. Jahrhunderts zu pflegen.

Am 9. November 1989 eröffnete mit der Ausstellung »Einleuchten« von Harald Szeemann das internationale Kunstausstellungsprogramm der Hallen. Seit 2005 besteht das Haus der Photographie im südlichen Gebäude der Deichtorhallen. Die Eröffnungsausstellung »Martin Munkácsi: Think While You Shoot!« wurde vom Gründungsdirektor Prof. F.C. Gundlach kuratiert.

Erster Direktor der Deichtorhallen war Erik Berganus von 1989 bis 1990. Ab 1991 wurden unter der Leitung von Dr. Zdenek Felix die Deichtorhallen zu einer weltweit wahrgenommenen Kunstinstitution ausgebaut. Von 2004 bis 2008 übernahm Prof. Dr. Robert Fleck die Geschäfte. Seit 2009 ist Prof. Dr. Dirk Luckow der Intendant der Deichtorhallen Hamburg, die er gemeinsam mit dem Kaufmännischen Direktor Bert Antonius Kaufmann leitet. Das Haus der Photographie und die Halle für aktuelle Kunst wurden 2011 durch eine Dependance in Hamburg-Harburg mit der Sammlung Falckenberg ergänzt.

Architektur

Das Hallenensemble am Deichtorplatz gehört zu den wichtigsten technischen Kulturdenkmalen der Stadt. Das Haus der Photographie und die Halle für aktuelle Kunst bestechen vor allem durch ihre offene Stahlglas-Architektur. Erbaut zwischen 1911 und 1914 sind die ehemaligen Markthallen eines der wenigen erhaltenen Beispiele der Industriearchitektur, die den Übergang vom Jugendstil zu den Ausdrucksformen des 20. Jahrhunderts darstellen.

Die Deichtorhallen bilden eine Synthese zwischen Ingenieurwerk und traditioneller Baukunst: Eine offenliegende Stahlkonstruktion mit einem Grundriss, der an Kirchenbauten erinnert. So ist die nördliche Halle ein dreischiffiger Langbau mit 4.000 qm Grundfläche, die südliche Halle mit 2.300 qm ein Zentralbau mit Laterne.

Geplant wurden die Deichtorhallen vom »Ingenieurwesen der Baudeputation«, entworfen von Erik Unger-Nyborg unter dem leitenden Oberingenieur Johann Friedrich Ludwig Ferdinand Sperber.

Nachdem die Deichtorhallen jahrelang leer standen, übernahm die Körber-Stiftung die Kosten für die Restaurierung der Hallen und die Umgestaltung in eines der größten Ausstellungszentren Europas. Mit der Planung wurde der Berliner Architekt Josef Paul Kleihues beauftragt. Grundsatz der Restaurierungsarbeiten war die Bewahrung der historischen Bausubstanz. Die filigrane Glas- und Stahlkonstruktion sowie die ungewöhnliche Atmosphäre der Räume im Inneren sollten erhalten bleiben.

Die binnen elf Monaten restaurierten Hallen sowie das neu gestaltete umgebende Gelände wurden der Stadt Hamburg im September 1988 übergeben. Für den Deichtorplatz schuf Laurence Weiner eine Bodenskulptur, die Skulptur T.W.U. von Richard Serra schließt den Platz nach Osten ab. In der nördlichen Deichtorhalle findet sich das Werk Se la forma scompare la sua radice è eterna (1989) von Mario Merz in Form eines Neonschriftzugs sowie die Blaue Scheibe von Imi Knoebel. Auf dem Deichtorplatz befinden sich zudem zwei begehbare »Sprachzylinder« von Rupprecht Matthies.

Der Umbau der südlichen Deichtorhalle zum Haus der Photographie erfolgte 2004/2005 durch den Hamburger Architekten Jan Störmer. Von November 2013 bis Februar 2015 wurde die Halle für aktuelle Kunst vom Büro Architekten Sunder-Plassmann Kappeln/Berlin von Grund auf saniert und modernisiert.